Premiere: Hund erhält Gefäßprothese für angeborenen Herzfehler

Operationspremiere in den Niederlanden an der Fakultät für Veterinärmedizin in Utrecht

Dog getting operated.

An der Universitätsklinik für Heimtiere der Universität Utrecht wurde Anfang dieses Jahres ein Hund erfolgreich wegen eines angeborenen Herzfehlers operiert. Die Behandlung dieser Insuffizienz (Fallot-Tetralogie) findet bei Hunden nur sporadisch und an wenigen Orten weltweit statt. In den Niederlanden wurde eine solche Operation erstmals an einem Hund vorgenommen. Die Operation war dank einer einzigartigen Kooperation zwischen Human- und Veterinärmedizin möglich.
Veterinärchirurg Bas van Nimwegen setzte gemeinsam mit dem pädiatrischen Kardiochirurgen Dr. Evens bei einer altenglischen Bulldogge einen so genannten „Modified Blalock-Taussig Shunt“ ein. Dabei wird mittels einer Gefäßprothese aus Kunststoff (dem „Shunt“) eine Verbindung zwischen einer Abzweigung der Aorta und der Lungenarterie hergestellt.

Komplexe Operation

Bei Babys mit demselben Herzfehler ist dies ein Routineeingriff mit dem Ziel, klinische Komplikationen zu reduzieren, bis der Patient alt und körperlich fit genug ist für eine definitive Behandlung der Erkrankung in Form eines Eingriffs am offenen Herzen. Bei Hunden wird diese Operation nur selten vorgenommen, weil eine Herz-Lungen-Maschine und ein Team aus Fachärzten benötigt werden und hohe Kosten damit einhergehen.

Van Nimwegen erläutert, warum er einen Humanarzt zur Unterstützung hinzuzog: „Gefäßchirurgie dieser Art, bei der eine Gefäßprothese so nah am Herzen ausgeführt wird, findet in der Veterinärmedizin nur selten statt. Daher gibt es nur wenig Fachwissen und keinerlei Routinen, sodass eventuelle Komplikationen desaströse Folgen haben können. Ich habe selbst zwar Erfahrung mit Gefäßchirurgie, aber um eine Gefäßprothese bei einem Hund einzusetzen, nehme ich gerne die Unterstützung eines sachkundigen Chirurgen mit ausreichend Erfahrung in Anspruch.“

 

Studierende der Veterinärmedizin verfolgen diese außergewöhnliche Operation mit großem Interesse

Dauerhaft kurzatmig

Ziel der Operation ist, dass mehr Blut durch die Lungen strömt und so mit Sauerstoff versorgt werden kann. Bei Patienten mit diesem Herzfehler wird mittels einer Kombination aus einer großen Öffnung zwischen linker und rechter Herzkammer sowie einer verengten Austrittsöffnung der rechten Herzkammer in die Lungenarterie ein Großteil des Blutes, der aus dem Körper ins Herz strömt, direkt wieder in den Körper gepumpt, ohne die Lungen zu passieren. Daher leiden diese Patienten dauerhaft an Sauerstoffmangel im Blut und sind ständig müde und kurzatmig. Ferner haben sie eine stark reduzierte Ausdauer. Dieser Hund zum Beispiel konnte nur 25 Meter problemlos laufen; danach war er erschöpft und lief blau an. „Der Shunt sorgt dafür, dass viel mehr Blut durch die Lungen strömt, wodurch die Ausdauer verbessert wird und der Hund wieder ein normaleres Leben führen kann. Die Kondition des Hundes hat sich in den vergangenen Wochen erheblich verbessert: Mittlerweile kann er 4 km spazieren gehen, ohne außer Atem zu geraten oder blau anzulaufen“, berichtet Van Nimwegen.

One Medicine

Aus interdisziplinärer Kooperation, in diesem Fall zwischen Humanmedizinern, Wissenschaftlern und Tierärzten entstehen Wissen und Kreativität. Das wird auch als One Medicine bezeichnet und konzentriert sich auf Ähnlichkeiten bei Krankheiten von Mensch und Tier sowie die Entwicklung innovativer Therapien.

Hund „Life“ nach der Operation